Quelle: Neuburger Rundschau vom 21.07.08 Artikel
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Tanzvideo
von Stephan Pokorny
Integration künstlerischer
Sportarten: eine Studie von Stephan Pokorny
Trampolin und Solotanz von und mit Stephan
Pokorny
Meine Damen und Herren, als Anreißer der Trampolinshow habe ich es mir
erlaubt, Ihnen eine eigene Choreographie als Verbindung zwischen
Cha-Cha-Schritten, Ballett-Elementen, Akrobatik-Techniken und auch
Trampolinsprüngen zu zeigen. Ich habe dafür einige Wochen lang
trainiert, meistens Samstagabends während der Tanztees und zeige ihnen
freie Pirouetten nach eigener Choreographie. Sie steht unter dem Motto
der eigentlichen Unvereinbarkeit von Turnen und Rhythmischer
Sportgymnastik gegenüber tänzerischen Versionen wie Ballett, Standard-
oder Lateinamerikanischen Tänzen, auch Breakdance. Da Tanzformen in der
Regel auf einen festen Rhythmus choreographiert werden und dieses beim
Turnen, auch Trampolinturnen, nicht möglich ist, weil die Höhe der
einzelnen Sprünge niemals genau quantifizierbar sein kann, aufgrund der
unterschiedlichen Anforderungen der Sprungelemente, soll diese
Choreographie die Unvereinbarkeit und nicht vorhandene
Vergleichsmöglichkeit darstellen.
Bei den TKS, den technisch – kompositorischen
Sportarten, ein Begriff aus der DDR für diese artverwandten
„künstlerischen Sportarten“ (Begriff von mir!) stehen die technischen
und akrobatischen Leistungen im Vordergrund. Bei den Tanzformen steht
die Musik und der künstlerische Ausdruck im Vordergrund. Im Extremfall
kann man, das ist ein running Gag der Szene, von A- Noten- Sportarten
(TKS) und B- Noten – Sportarten (Tanz) sprechen, wie bei den
Bewertungskriterien im Eiskunstlauf...
Los gegangen ist es mit Cha-Cha- Applikationen auf „Sway“ von Michael
Bublé, Montréal, Kanada, dann kam ein Musikschwenk (Cut) mit einer
Slow- Motion- Version von Gloria Gaynor „I will survive“, die ich hier
mit militaristischen Bewegungselementen zurückführe auf meine
Pflichtschuldigkeit der Trampolinvergangenheit, in der ich 7 Jahre lang
für die Nationalmannschaft trainiert und auch gekämpft habe.
Schließlich vollziehe ich mit dem dritten Teil der Show, schön
geschnitten von den Grandel- Mitarbeitern, den Abschluss des Liedes
SWAY mit einem grande Finale, um den Sieg des Tanzes als inhaltlich
befriedigendere Ausdrucksform zu feiern ...
Bei dem Intermezzo mit Gloria Gaynor erkenne ich
die Herausforderung, das Trampolin zu betreten, obwohl ich eigentlich
bereits als 4-jähriger am Mozarteum in Salzburg mit kleinen
Ballett-Etüden meine sportliche, tänzerische Karriere begonnen habe.
Nach kurzen Aufwärmsprüngen zeige ich Pflichtübungselemente für die
Teilnehmer an Deutschen Schülermeisterschaften, die mir in meinem
jetzigen Alter von 42 Jahren noch möglich sind, sowie den
Abschlusssprung, einem von mir selber entwickelten
Vertikal-Spagat-Sprung (Babyfliffis gespreizt, „Pokornyspagat!“) aus
dem Rücken in den Stand.
Nachdem ich dann die Kameras von der Süd- auf die Nordfläche wieder
geholt hatte, konnte ich dann mit Gloria Gaynor den Versuch endlich
auch choreographisch starten, eventuell andere als bereits bekannte
Elemente auf Musik zu integrieren, erkenne aber, dass mit den hier
gezeigten Hip-Hop-Elementen auf diesem funk and soul music orientierten
Coversong echte turnerische Elemente nicht möglich sind.
Darüber hinaus war dann der Versuch, den Cha-Cha Choreographieansatz
von Sway auf diese funkmusic zu übertragen, ebenfalls nicht möglich.
Daraufhin versuchte ich mit einigen Radschlägen und einem einarmigen
Radschlag zum Schluss akrobatische Elemente auf die Musik zu
choreographieren, was zwar möglich ist, aber natürlich keinen besonders
hohen künstlerischen Anspruch aufweisen kann, da die Takte nicht passen.
Am Ende dieses Integrationsversuches künstlerischer Sportarten, die
auch die TANZGALAS in Ingolstadt sowie die VHS-BÄLLE in Gersthofen bei
Augsburg, Friedberg bei Augsburg und Dachau bei München kennzeichneten,
tanzte ich zum Schluss des 2. Teils der dreigeteilten Show und mit
Blickrichtung auf die Schlosskapelle und in sich versunkener Bet- Pose
eine eigene, selber entwickelte Bet –Pirouette, die am Schluss wie bei
der Rhythmischen Sportgymnastik in einen Spreizspagat, eine so genannte
Standwaage mit Rotationen, einfloss, ein sehr schwieriges Element, noch
dazu für einen Mann! Ich darf hiermit diese Kombination die „Pokorny-
Pirouette“ nennen.
Zum Cut kommt dann das letzte Drittel von „Sway“, so dass ich wieder
die Cha-Cha-Applikationsschritte setzen kann, die Sie hier sehen und
ich bitte Sie auch, die Abschlussdiagonale mit einem von mir
entwickelten Sprung in den Spreizspagat aus einer Achtfachlaufpirouette
heraus besonders zu beachten. Rechts unten im Blickfeld eine
Slow-Motion, die mein Cutter, Herr Dietmar Luh aus Kühbach, extra
eingearbeitet hatte.